Sich Anerkennung schenken und zufriedener werden
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Sich Anerkennung schenken und zufriedener werden

In der heutigen Zeit, in der für fast alles Bewertungen üblich geworden sind, betrachten wir auch uns selbst mit einem kritischen Blick und sind dabei oft unzufrieden. Gleichzeitig sehnen wir uns nach Anerkennung. So kann es eine echte Herausforderung sein, zu lernen, sich selbst Anerkennung zu schenken und darin eine Kraftquelle für Lebenszufriedenheit zu entdecken.

Wenn es schwerfällt, sich selbst anzuerkennen

Viele Menschen neigen dazu, ihre Leistungen und persönlichen Errungenschaften herunterzuspielen oder als selbstverständlich anzusehen. Sie sehen dann vor allem, was ihnen noch nicht gelungen ist oder was sie an sich selbst nicht gut genug finden.

Oft fällt es leichter, die Erfolge anderer zu sehen als das Gute bei sich selbst. So bleibt ein Gefühl von Mangel und Unzufriedenheit, obwohl man im Grunde vieles richtig gemacht hat und es weiterhin tut.

Immer wieder begegne ich in meiner Arbeit Klienten, die unter diesem Gefühl leiden. Sie beschreiben es als mangelnde Wertschätzung, die sie von Partnern, Kollegen, Vorgesetzten oder vom Arbeitgeber erfahren.

Natürlich spielt soziale Anerkennung eine wichtige Rolle, sowohl für das Selbstbild, das Zugehörigkeitsgefühl und die Zufriedenheit. Doch in dem Maße, in dem Selbstanerkennung fehlt, bekommt die Anerkennung durch andere oft ein übergroßes Gewicht.

Die Suche nach Anerkennung im Außen

Eine Kultur, die stark auf Optimierung, Erfolg und äußere Anerkennung ausgerichtet ist, führt paradoxerweise nicht zu ausgeglichenen und zufriedenen Menschen.

Wir vergleichen uns ständig mit anderen oder mit den vermeintlichen Standards unserer Umwelt, wenn auch nur unbewusst. Diese Umwelt erfahren wir aber nicht nur direkt, sondern auch vermittelt durch Medien und soziale Netzwerke. Doch dort wird meist nur die glänzende Seite gezeigt. Der Vergleich mit diesen scheinbar perfekten Leben anderer verstärkt das Gefühl, nicht gut genug zu sein.

Auch die Gewohnheit, überall Bewertungen abzugeben – bei Dienstleistungen, beim Online-Einkauf, in sozialen Medien oder im Beruf – hat dazu geführt, dass wir selbst in dieser Bewertungslogik denken und uns vor allem auf unsere Defizite richten.

Gleichzeitig hat sich eine ganze Branche entwickelt, die fehlende Selbstanerkennung durch Selbstoptimierung und Selbstdarstellung zu kompensieren versucht. Das wird besonders in den sozialen Medien sichtbar. So empfinden es viele inzwischen als unangenehm, sich selbst mit Wertschätzung zu begegnen, weil sie nicht überheblich wirken möchten.

Die Kraft der Selbstanerkennung

Selbstanerkennung hat jedoch nichts mit Selbstbezogenheit zu tun. Im Gegenteil: Sie bildet die Basis für ein stabiles Selbstvertrauen, das von äußeren Meinungen unabhängig ist. Die Anerkennung durch andere wird dann zur Ergänzung, nicht zur Hauptquelle.

Selbstanerkennung bedeutet, sich bewusst die Wertschätzung zu geben, die man oft im Außen sucht. Wer seine Erfolge – große wie kleine – anerkennt und Fortschritte würdigt, lernt, sich respektvoll zu behandeln.

Das stärkt nicht nur unsere Selbstachtung, sondern vertieft auch die Verbindung zu uns selbst. Diese innere Haltung wirkt nach außen. Interessanterweise erfährt man dann sogar auch noch überraschend viel Wertschätzung von außen.

Sich Anerkennung schenken: Ein abendliches Ritual

Diese Gedanken können ganz leicht Teil einer  täglichen, wohltuenden Routine werden. Ähnlich wie beim Glückstagebuch oder bei der Dankbarkeitsübung kann ein kurzer Moment der Reflexion am Abend helfen, den Blick auf das zu lenken, was im Laufe des Tages gelungen ist.

Das können ein erreichtes Ziel, das Überwinden einer Schwierigkeit oder einfach eine kleine Freude sein. Wer bewusst wahrnimmt, was gelungen ist, schenkt sich selbst Anerkennung für das, was erreicht wurde.

Es ist ein wenig wie im Spätsommer, der Zeit der Ernte und des Erntedanks: Die Früchte des eigenen Tuns werden sichtbar, und mit ihnen wächst das Gefühl von Zufriedenheit.

Mit der Zeit verändert sich der Blick auf sich selbst. Innere Fortschritte werden deutlicher, Dankbarkeit stellt sich ein. Aus dieser Haltung heraus entsteht ein Gefühl von Stärke und Ruhe.

So kann Anerkennung für sich selbst zu innerem Wachstum führen und zu einem erfüllteren Leben, das von Zufriedenheit und innerem Gleichgewicht getragen ist.

 

Als Diplom-Psychologin, Beraterin, Coach und Supervisorin inspiriert Anna-Maria Steyer Menschen, innere Klarheit, Leichtigkeit und stimmige Lösungen auch in schwierigen Situationen zu finden.