Emotionale Stärke und die Kraft positiver Gefühle
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Emotionale Stärke und die Kraft positiver Gefühle

Wir werden immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen wir mit negativen Gefühlen reagieren. Diese machen nicht nur Beziehungen schwieriger, sondern belasten uns selbst am meisten. Wie wir es schaffen, uns in diesen Emotionen nicht auf Dauer zu verfangen, vielmehr emotionale Stärke zu entwickeln, zeige ich in diesem Beitrag.

Positive oder negative Gefühle: Welche „füttern“ wir?

Es gibt dazu eine alte Geschichte, die in verschiedenen Versionen erzählt wird. Sie lautet in ihrem Kern so:

Ein alter Indianer saß mit seinem Enkel am Lagerfeuer. Nach einer Weile des Schweigens erklärte ihm der Großvater: „Weißt du, im Leben geht es uns oft so, als ob in unserem Inneren zwei Wölfe miteinander kämpfen. Einer der beiden Wölfe ist unzufrieden, ärgerlich, kritisch, zweifelnd, vorwurfsvoll und wütend. Der andere ist dankbar, zufrieden, liebevoll, gütig, zuversichtlich und friedlich. Was meinst du, welcher der beiden Wölfe gewinnt?“. Der Junge überlegte eine Weile. Da antwortete der Alte: „Es gewinnt derjenige, den du fütterst.“

Diese Erzählung bringt es so wunderbar auf den Punkt. Alle Handlungen, Reaktionen, Gedanken und Gefühle, die wir pflegen, haben Einfluss darauf, welche Aspekte unseres Wesens in unserem Leben überwiegen.

Auch wenn es uns oft nicht so erscheint und in vielen Situationen wirklich schwerfällt, wir haben die Macht, zu entscheiden, welche Gefühle wir in uns verstärken wollen.

Wenn wir negative Emotionen zu lange in uns zulassen und ihnen immer wieder neue Nahrung geben, werden diese die Oberhand gewinnen. Nicht nur unser Wohlbefinden, auch unsere Gesundheit wird auf Dauer darunter leiden.

Es sind nämlich unsere eigenen emotionalen Reaktionen auf Situationen und auf andere Menschen, die uns entweder Kraft rauben oder Kraft schenken. Es sind nicht die Umstände an sich.

Wenn wir uns dagegen bewusst mit positiven Gefühlen wie Dankbarkeit, Güte, Mitgefühl „füttern“, fühlen wir uns nicht nur besser und ausgeglichener. Wir gewinnen neben innerem Frieden auch emotionale Stärke.

Positive Gefühle pflegen und emotionale Stärke entwickeln

Emotionale Stärke ist die Fähigkeit, mit unterschiedlichen emotionalen Herausforderungen des Lebens umzugehen, ohne von ihnen überwältigt zu werden.

Diese Fähigkeit wächst, je mehr man diejenigen Gefühle in sich pflegt, die einen erwärmen und Kraft geben. Dadurch heben wir nicht nur unmittelbar unsere Stimmung an. Wir können dann auch leichter die Beziehungen zu anderen Menschen verbessern und wir werden schließlich auch resilienter. Das heißt, wir können mit Stress, Problemen und negativen Reaktionen anderer besser umgehen und uns schneller von Rückschlägen erholen.

Natürlich passen wir uns unbewusst auch den gängigen Reaktionsmustern unserer Umwelt an. Dennoch sind wir für unsere Gefühle selbst verantwortlich.

Das bedeutet natürlich nicht, dass man keine negativen Emotionen haben darf. Es geht vielmehr darum, an diesen negativen, uns selbst doch am meisten belastenden Emotionen nicht festzuhalten. Es bedeutet auch, sie nicht durch immer weitere negative Gedanken anzuheizen.

Doch wie wechselt man nun zu positiven Gefühle wie Dankbarkeit, Liebe, Güte, Mitgefühl, Achtung oder Großzügigkeit, wenn man sich gerade nicht so fühlt und z.B. ärgerlich, enttäuscht, wütend ist?

Emotionale Stärke beginnt mit Selbstakzeptanz

Es mag paradox klingen, aber ein entscheidender erster Schritt dabei ist, dass wir uns annehmen, wie wir sind, also auch mit unseren negativen Emotionen. Emotionale Stärke beginnt somit bei der Selbstannahme.

Das bedeutet zum einen, sich nicht über sich selbst zu ärgern, sich nicht zu verurteilen oder unzufrieden mit sich zu sein. Wenn man das tut, dann füttert man ja den Wolf, der unzufrieden, kritisch und ärgerlich ist.

Es bedeutet zum anderen, sich mit Freundlichkeit, Mitgefühl und Liebe zu behandeln, auch wenn man Fehler gemacht hat oder eben diese negativen Gefühle hat. Eine einfache, aber wirkungsvolle Technik dazu habe ich im Beitrag Selbstachtung statt Selbstkritik beschrieben.

So beginnt an diesem Punkt schon eine Wende einzutreten: Durch Selbstmitgefühl und Selbstannahme hat man ja bereits ein erstes positives Gefühl in sich erzeugt.

5 weitere Übungen, die gute Gefühle hervorbringen

Es gibt einige weitere Übungen, die ich ebenfalls in früheren Beiträgen vorgestellt habe. Es lohnt sich, eine oder mehrere davon auch in diesem Zusammenhang eine Weile zu praktizieren. Sie machen einfach Freude und erzeugen gute Gefühle. Dadurch helfen sie, die negativen herunterzuregeln und weitere emotionale Stärke zu gewinnen.

Alle Übungen sind verlinkt und die genaue Anleitung ist im jeweiligen Beitrag zu finden.

1. Inneres Lächeln praktizieren
2. Die Dankbarkeitsübung vor dem Schlafengehen
3. Das kleine Glückstagebuch
4. Das Erfolgstagebuch am Ende eines Tages
5. Mitgefühlsmeditation zur Versöhnung mit sich und anderen

 

Dipl.-Psych. Anna-Maria Steyer, Beraterin, Trainerin und Supervisorin inspiriert ihre Klienten und Kunden, innere Leichtigkeit wiederzuentdecken und kraftvolle Lösungen in schwierigen Situationen zu finden