Wenn man sich ändern will und gute Vorsätze macht, gilt es, einige Voraussetzungen zu kennen, damit daraus auch was wird. Viele Menschen scheitern mit ihrem Vorhaben oft schon nach kurzer Zeit. Andere belassen trotz Unzufriedenheit alles beim Alten, weil sie aufgehört haben, an erfolgreiche Änderungen zu glauben. Wie so oft kommt der Erfolg, wenn man weiß, wie es geht.
1. Gute Vorsätze müssen von innen kommen
Zu allererst: Wenn gute Vorsätze nicht aus Ihrem persönlichen, inneren Bedürfnis kommen, werden Sie wenig Kraft haben, um Ihren alten Gewohnheiten etwas entgegenzusetzen.
Was aber bedeutet „von innen“ und warum ist das so wichtig? Manchmal kommt man ja an einen Punkt, an dem man denkt, dass man etwas in seinem Alltag ändern sollte. Oft geht es dabei um Gesundheit. Man möchte sich beispielsweise künftig mehr bewegen, vielleicht öfter Sport machen, gesünder ernähren, gelassener werden, abnehmen oder Ähnliches.
Aus den Medien und dem Bekanntenkreis wird man mit solchen Themen auch immer wieder konfrontiert. Zum Beispiel ist eine Freundin – sagen wir mal – jetzt Vegetarierin geworden, die Nachbarin geht zum Yoga und schwärmt davon, aus der Zeitung erfährt man vielleicht, dass nun auch Wissenschaftler entdeckt hätten, wie wertvoll Meditation sei.
Irgendwann stellt sich dann unter Umständen ein Unbehagen ein, weil man selbst noch so wenig für die eigene Gesundheit oder Fitness tut. Das fühlt sich dann vermutlich so ähnlich an, als hätte man seine Hausaufgaben nicht gemacht, während alle anderen ganz fleißig waren. Damals in der Schule fasste man wahrscheinlich den Vorsatz: „O.k., ich mache jetzt immer meine Hausaufgaben“. Man hat sie dann meist auch erledigt, obwohl man nach dem Unterricht viel lieber etwas anderes gemacht hätte und die Aufgaben einen auch nicht sonderlich begeistert haben.
Äußere Gründe durch eigene Wünsche ersetzen
Warum gelingt es heute vielen Menschen nicht so oft, eigene gute Vorsätze auch umzusetzen? In den sozialen Netzwerken kreisen besonders zum Jahreswechsel Sprüche, die im Wesentlichen alle den Tenor haben: „Gute Vorsätze? Lass es, klappt eh nicht!“ Das ist auch tatsächlich oftmals der Fall. Der Grund ist recht einfach: Im Gegensatz zu damals (Schule, Eltern) gibt es jetzt keine äußere Autorität und Kontrollinstanz mehr, die über die Erfüllung wacht. Man ist niemandem darüber Rechenschaft schuldig. Daher wird gewohntes Verhalten beibehalten, auch wenn man längst erkannt hat, dass es einem nicht gut tut.
Man darf also das Vorhaben nicht wie eine Hausaufgabe betrachten, die einem von außen gestellt wurde. Denn dann wird man – gute Vorsätze hin oder her – doch lieber das tun, was man immer getan hat. Und das fällt einem natürlich viel leichter als das anstrengende Neue. Man ist es ja so gewohnt (s.a. „Die Macht alter Gewohnheiten“).
Wenn das, was man sich vornimmt, Aussicht auf Erfolg haben soll, muss es einem echten, inneren Wunsch entspringen. In diesem Fall wird man nämlich selbst zur „Kontrollinstanz“. Wofür sollte man es sonst machen als für sich selbst und für das eigene bessere Wohlbefinden?
2. Gute Vorsätze müssen mit einem Gefühl verbunden sein
Argumente reichen nicht aus, um von einem bloßen Wunsch auch ins Handeln zu kommen. Selbst wenn sie noch so vernünftig sind, Argumente haben nicht die Kraft, eine alte Gewohnheit zu ändern. Sie sprechen nur unseren Verstand an. Um mit der Änderung anzufangen und bis zum Ziel gegen die Macht der alten Gewohnheiten durchhalten zu können, müssen gute Vorsätze ein Gefühl in Ihnen auslösen.
Gewohnheiten haben nämlich nichts mit dem Verstand zu tun. Es sind Automatismen, die sich durch Wiederholung herausgebildet haben und dann von selbst ablaufen. Wir müssen nichts mehr „tun“, uns dafür nicht mehr anstrengen. Gewohnheiten vermitteln uns außerdem ein gutes Gefühl. Das ist selbst dann der Fall, wenn es sich um sogenannte schlechte Gewohnheiten handelt. Man hängt an einer Gewohnheit deshalb so sehr fest, weil man dieses gute Gefühl nicht verlieren will (s.a. „Lösen aus dem Sog einer Gewohnheit“).
Wenn Sie nun einen Vorsatz fassen, ohne dass er Sie wirklich berührt oder einen echten, fühlbaren Sinn für Sie hat, sondern reine Verstandessache ist, dann werden Sie mit diesem Vorsatz gegen das gute Gefühl der Gewohnheit nicht ankommen können.
Ein guter Vorsatz wird erst dann zu einer kraftvollen Absicht, wenn man das, was man ändern will, als persönliche Notwendigkeit empfindet. Dann sehnt man sich auch danach, das Ergebnis zu erreichen.
Zwei Beispiele
1. Eine Bekannte hatte nach vielen Jahren mit dem Rauchen aufgehört, von einem Tag auf den anderen, wie sie sagte. Sie habe nie einen Rückfall gehabt und sei nun schon 2 Jahre glückliche Nichtraucherin. Auf meine Frage, was ihr Antrieb gewesen sei, erklärte sie, dass sie irgendwann den unangenehmen Geruch ihrer Kleidung und ihre gelben Finger satthatte. Sie habe das die ganzen Jahre über hingenommen, aber nun war genug damit. Es waren hier also nicht die Argumente, wie schädlich das Rauchen doch sei, die sie haben handeln lassen. Es war ihr Gefühl: „Ich hab’s satt!“.
2. Auch eine Teilnehmerin eines meiner Seminare zur Änderung von Gewohnheiten (s.a. „Wie man gesunde Gewohnheiten schafft“) wollte etwas nicht mehr länger erdulden. Sie hatte diffuse körperliche Beschwerden und Schmerzen, die sie seit Jahren plagten, für die es keinen richtigen Grund zu geben schien und keine Behandlung. Da bisher nichts geholfen hat, was sie versucht hatte, beschloss sie, ihre Ernährung umstellen. Sie hatte von vielen Menschen gehört, denen es damit gelungen sei, solche Beschwerden loszuwerden.
Aber auch hier war es nicht allein diese Information, die sie zum Handeln bewegt hat. Sie wollte einfach nicht mehr leiden. Daraus wuchs ihre Kraft, auf bisherige, liebgewonnene Essgewohnheiten zu verzichten und etwas Neues zu probieren. Als sie dann allein schon durch zwei kleine Änderungen sich deutlich besser fühlte, war sie natürlich noch begieriger, weiterzumachen und noch mehr umzustellen.
Beide Beispiele illustrieren, was damit gemeint ist, dass gute Vorsätze von innen kommen und dass sie mit einem Gefühl verbunden sein müssen. Zugespitzt formuliert könnte man auch sagen: Sie müssen fühlen, was Sie wollen (s.a. „Fühlen Sie Ihre Ziele?“), und es muss ein starkes Gefühl sein.
3. Gute Vorsätze müssen stärker sein als alte Gewohnheiten
Wenn es darum geht, gute Vorsätze in die Tat umzusetzen, gibt es noch eine dritte wichtige Voraussetzung. Der Wunsch, etwas anders zu machen muss deutlich stärker und anziehender sein als die Sogwirkung des wohligen Gefühls der alten Gewohnheit. Sie müssen begierig danach sein, das, was Sie wünschen, auch in Angriff zu nehmen und zu erreichen.
Gute Vorsätze nach dem Motto: „Ich sollte mal anfangen, mich gesünder zu ernähren“, oder: „Im neuen Jahr gehe ich mehr an die frische Luft“, oder: „Ich will eigentlich weniger Kaffee trinken“ haben einfach nicht die Kraft, Sie zum Handeln zu bewegen und aus alten Gewohnheiten herauszuholen.
Starke Beschwerden sind bei vielen Menschen oftmals auch ein starker Antrieb für eine Verhaltensänderung. Aber müssen wir warten, bis wir Probleme bekommen und etwas nicht mehr aushalten können? Viele sagen, ihr Wille sei zu schwach, vorher etwas zu ändern. Aber bedenken Sie: Der Wille entwickelt sie auch erst, wenn das, was man erreichen will, eine echte Bedeutung für Sie hat. Muss sich ein Kind, das begeistert von Harry Potter ist, dazu zwingen, 900 Seiten in einer Woche zu lesen?
Menschen, die keine Probleme damit haben, gute Vorsätze auch in die Tat umzusetzen, sind einfach entschlossen, etwas für sich zu tun. Sie folgen ihrem echten, inneren und starken Bedürfnis, Ihre Ziele und ein damit verbundenes Wohlbefinden zu erreichen. Auch sind sie begeistert von der Idee, sich bald besser zu fühlen. Daher halten sie sich auch gar nicht lange mit Vorsätzen auf, sondern beginnen zu handeln.
4. Man muss eine bewusste Entscheidung treffen
Von Einstein ist der Satz überliefert: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ Bevor Sie sich also irgendwann wieder neue oder alte gute Vorsätze machen, die Sie dann doch nicht ausführen, lassen Sie sich erst einmal Zeit und spüren Sie in sich hinein. Beantworten Sie für sich ein paar wichtige Fragen: Wofür will ich das machen? Welches Resultat will ich haben und wie sehr reizt mich das? Was will ich mit der Änderung für mich erreichen? Wie möchte ich mich fühlen, wenn ich mein Ziel erreicht habe?
Treffen Sie dann eine bewusste Entscheidung! Wenn es nichts ist, was für Sie wirklich anziehend ist, dann lassen Sie es bleiben. Erschaffen Sie auch kein schlechtes Gewissen. Verwenden Sie Ihre Energie stattdessen für andere Ziele, die Ihnen wirklich wichtig sind.
Wenn Ihr Änderungsvorhaben Ihnen aber mehr Wohlgefühl und Zufriedenheit verspricht, dann begeistern Sie sich dafür. Verwechseln Sie es nicht mit der Erledigung von Aufgaben für andere. Es geht ja um Sie, um die Steigerung Ihrer Lebensqualität! Verstärken Sie in sich den Wunsch nach dem ersehnten Ergebnis und beginnen Sie zu handeln.
Dipl.-Psych. Anna-Maria Steyer, Beraterin, Trainerin und Supervisorin inspiriert ihre Klienten und Kunden, innere Leichtigkeit wiederzuentdecken und kraftvolle Lösungen in schwierigen Situationen zu finden