Fühlen Sie Ihre Ziele?
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Fühlen Sie Ihre Ziele?

In einem Zeitungsbericht ging es um chinesische Touristen in Paris und wie enttäuscht die meisten von der Stadt seien. Es sei nicht das Paris, das sie sich vorgestellt hätten, nicht die Stadt ihrer Träume und Ziele.

Kennen Sie das auch? Enttäuschung, wenn etwas anders geworden ist, als Sie es sich vorgestellt haben?

Es heißt aber auch, erfolgreiche Menschen hätten immer eine Vorstellung ihrer Ziele. Auch im Leistungssport wird sehr erfolgreich mit Ziel-Visualisierung gearbeitet. Haben die chinesischen Touristen dann einfach nur schlecht visualisiert oder stimmte etwas anderes nicht?

Messbare Ziele

Im Sport sind die Ziele klar umgrenzt, eindeutig, messbar und erreichbar. Es geht zum Beispiel darum, eine bestimmte Höhe zu springen, eine bestimmte Weite zu werfen, in einer bestimmten Zeit zu laufen.

Ähnlich ist es, wenn man z.B. auf eine Prüfung lernt und das Ziel hat, mindestens eine Eins zu schreiben. Oder wenn ein Unternehmer im kommenden Jahr seinen Umsatz um x % erhöhen will.

Das sind alles messbare Ziele. Ein solches Ziel zu visualisieren, mobilisiert Kraft. Es bündelt die Energie zu zielgerichteten Handlungen und erhöht damit die Wahrscheinlichkeit, das Ziel tatsächlich zu erreichen.

Zustands-Ziele

Im Zeitungsartikel hieß es, die chinesischen Touristen hätten zuvor einige, vor allem romantische Filme über Paris gesehen. Darin wurde ein bestimmtes Bild dieser Stadt entworfen und zelebriert.

Die Chinesen hatten daraufhin also nicht nur den Wunsch „Ich möchte im nächsten Jahr nach Paris fliegen“. Das wäre ein Ziel, das man bewusst ansteuern kann und dessen Erreichung sich problemlos nachprüfen ließe. Sie wollten (unbewusst) in Paris in einen bestimmten Zustand kommen. Sie wollten sich so fühlen wie die Akteure in den Filmen.

Das meiste, was wir im Leben zu erreichen versuchen, fällt in diese zweite Kategorie von Zielen. Wir möchtene ein unbeschwertes Leben führen, eine glückliche Ehe haben, erfolgreich im Beruf sein, harmonische Freundschaften erleben u.s.w..

Das sind Zustands-Ziele. Die sind nicht abbildbar und messbar. Innere Bilder sind daher nur bedingt tauglich für solche Ziele. Viele Menschen haben Ziel-Bilder, die sie ein Leben lang suchen und nie finden. Das kann ein Bild vom künftigen Partner sein, vom idealen Job oder auch vom perfekten Urlaub.

In Wahrheit geht es ihnen um einen bestimmten Ziel-Zustand, also um das innere und gute Gefühl.

Ziele fühlen

Wenn Sie also ein messbares Ziel haben (z.B. „Ich  werde ab jetzt zweimal pro Woche ins Fitness-Studio gehen“ oder: „Ich spreche beim nächsten Mitarbeitergespräch das Thema Gehaltserhöhung an“), dann ist es günstig, sich das, was Sie tun werden, in allen Eizelheiten vorzustellen.

Wenn es dagegen ein Ziel ist, das einen inneren Zustand beschreibt („Ich möchte eine schöne Feier haben“ oder „Ich möchte eine Aufgabe, die mich mehr erfüllt“), dann sollten Sie neben oder statt dem Zielbild auch fühlen, was Sie erreichen möchten.

Das bedeutet, genau jetzt so zu sein, als hätten Sie das Ziel bereits erreicht. Sie begeben sich also in den Zustand Ihres Ziels. Das wird sich augenblicklich gut anfühlen.

Aber auch bei messbaren Zielen ist es sehr hilfreich, das Ziel zusätzlich zum inneren Bild zu fühlen und in den Zielzustand zu „schlüpfen“. Das ist gerade auch in Organisationen wichtig, die Mitarbeiter für neue Ziele gewinnen wollen.

Der Abgleich der äußeren und inneren Bilder wird sich dann nicht in der gleichen Weise abspielen wie bei den Toruisten in Paris. Das Äußere wird auf dem Hintergrund dieses guten, inneren Gefühls betrachtet werden. Es wird eine andere Erlebensqualität bekommen.

In sein Ziel „schlüpfen“

Wenn man als Tourist also in den gewünschten Ziel-Zustand schlüpft und eine gute innere Stimmung fühlt, dann wird man in der besuchten Stadt mit höherer Wahrscheinlichkeit schöne Erlebnisse haben.

Es ist dann nicht mehr wichtig, ob der Verkehr laut ist oder an Fassaden Putz brökelt. Man wird das einfach anders wahrnehmen. Man wird an den Fassaden eine schöne Patina erkennen und den Verkehr wird man womöglich als „Beautiful Noise“, als schönen Lärm erleben, wie in dem Hitklassiker von Neil Diamond.

 

Dipl.-Psych. Anna-Maria Steyer, Beraterin, Trainerin und Supervisorin inspiriert ihre Klienten und Kunden, innere Leichtigkeit wiederzuentdecken und kraftvolle Lösungen in schwierigen Situationen zu finden

 

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