Selbstfürsorge und die Kraft von Rhythmus und Routine
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Selbstfürsorge und die Kraft von Rhythmus und Routine

Routine klingt oft nach Eintönigkeit. Doch wenn eine nährende oder inspirierende Tätigkeit regelmäßig gepflegt wird, entsteht daraus ein Rhythmus, der stärkt und trägt. So kann Routine zu einer Form der Selbstfürsorge werden und helfen, innere Ruhe, Stabilität und Kraft zu finden.

Gesunde Routinen pflegen

Es gibt Lebensereignisse oder besondere Momente im Leben, in denen man sich die Frage stellt, was sich im Alltag ändern müsste, damit es einem besser geht.

Dabei stößt man unweigerlich auch auf alte Gewohnheiten oder hinderliche Denkmuster. In anderen Beiträgen habe ich beschrieben, wie sich solche Gewohnheiten ändern lassen, wie gute Vorsätze Wirklichkeit werden können oder wie man sich von Dingen trennt, die nur belasten.

Ebenso wichtig ist es, die guten, stärkenden Gewohnheiten zu pflegen und mehr kraftvolle Routinen zu entwickeln. Diese tragen wesentlich zum inneren Gleichgewicht bei und sind damit ein Ausdruck von Selbstfürsorge.

Ob es feste Trainingszeiten, eine regelmäßige Schlafenszeit oder ein Achtsamkeitsmoment ist, der regelmäßig gepflegt wird – die Wiederholung an sich hat eine wohltuende und stabilisierende Wirkung. Routinen halten in Balance, geben Sicherheit und Struktur. Sie bringen Ordnung in den Alltag und ersparen viele kleine Entscheidungen, die sonst Energie kosten würden.

Die heilsame Wirkung von Rhythmus und Routine

Früher wurde Regelmäßigkeit allgemein höher geschätzt als heute, wo Spontaneität und Flexibilität meist im Vordergrund stehen. Doch Rhythmus und Routine haben eine spürbar positive Wirkung auf die Gesundheit und auf unser inneres Gleichgewicht.

Ein Onkel meines Mannes beispielsweise hielt auch im hohen Alter konsequent an seiner Routine fest: Frühstück, Mittagessen, Kaffee, Abendbrot – immer zur selben Zeit. Wir schmunzelten darüber, doch vielleicht war gerade dieser Rhythmus ein Grund für seine stabile Gesundheit.

In der Natur folgt alles einem Takt: Tag und Nacht, Ebbe und Flut, die Jahreszeiten, usw. Auch unser Körper hat seinen eigenen Biorhythmus und bleibt in Balance, solange dieser nicht gestört wird.

Wie wichtig Rhythmus ist, zeigt sich jedes Jahr bei der Zeitumstellung. Viele Menschen fühlen sich dann ein paar Tage lang aus dem Takt oder schlafen schlechter. Solche kleinen Verschiebungen genügen, um zu spüren, wie fein abgestimmt unser inneres System ist und wie wohltuend ein verlässlicher Rhythmus wirkt.

Das bestätigen auch wissenschaftliche Untersuchungen: „Wer alltägliche Aufgaben stets in gleichbleibendem Rhythmus erledigt, kann nachts besser schlafen“, fasst die Deutsche ApothekerZeitung die Ergebnisse einer Studie zur Schlafqualität zusammen.

Eine neue Selbstfürsorge-Routine finden

Manchmal fällt einem auch auf, dass frühere, wertvolle Gewohnheiten mit der Zeit verloren gegangen sind und dass es guttun würde, sie wieder aufleben zu lassen.

Eine Klientin erzählte mir einmal, dass das gemeinsame Abendessen in ihrer Familie irgendwann „untergegangen“ sei und ihr dadurch etwas Wichtiges fehle. Es brauchte natürlich etwas Überzeugungsarbeit und Umorganisation. Doch seit die Familie wieder regelmäßig gemeinsam isst – immerhin an drei Abenden in der Woche –, sei bei allen mehr Ausgeglichenheit und Verbundenheit spürbar, berichtete sie später.

Oft genügt schon eine kleine, aber regelmäßige Aktivität, um das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. Selbstfürsorge zeigt sich darin, das zu pflegen, was Kraft gibt und dem verlässlich Raum zu geben.

Herausfinden, was guttut

Am Anfang steht zunächst die Frage, was im Alltag fehlt und was wirklich guttun würde. Was nährt mich? Was bringt mir Freude? Wann fühle ich mich lebendig und im Gleichgewicht? Was sind meine Kraftquellen?

Vielleicht ist es mehr Schlaf, vielleicht Bewegung an der frischen Luft oder einfach Zeit, in Ruhe zu essen. Manchmal zeigt sich auch, dass bestimmte Begegnungen guttun, andere hingegen Kraft rauben.

Selbstfürsorge heißt, diese Signale ernst zu nehmen und ihnen Raum zu geben. Nach und nach entsteht so ein klares Bild davon, was stärkt und wohltut und welche kleinen Veränderungen den Alltag bereichern werden.

Wenn man diese Erkenntnisse in den Alltag einfließen lässt, wird das, was bisher nur als Wunsch spürbar war, Schritt für Schritt zur gelebten Erfahrung.

Den Selbstfürsorge-Rhythmus im Auge behalten

Durch Regelmäßigkeit wird die Selbstfürsorge zu einer natürlichen, wohltuenden Routine, die Kraft und Balance schenkt. Das seelische Gleichgewicht stellt sich dadurch wieder leichter von selbst ein.

Rhythmus und Routine sind dann keine Gegensätze zu Lebendigkeit mehr, im Gegenteil. Sie geben Halt und schenken Kraft, so wie ein Puls, der das Leben trägt.

 

Als Diplom-Psychologin, Beraterin, Coach und Supervisorin inspiriert Anna-Maria Steyer Menschen, innere Klarheit, Leichtigkeit und stimmige Lösungen auch in schwierigen Situationen zu finden.