Neue Kraft schöpfen: Das Glückstagebuch
Foto: Pixabay

Neue Kraft schöpfen: Das Glückstagebuch

In schwierigen Lebenssituationen konzentriert man sich meist darauf, das Nötigste zu schaffen. Es ist dann nicht leicht, sich ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit zu bewahren oder gar neue Kraft zu schöpfen. In diesem Beitrag stelle ich ein kleines tägliches Ritual vor, das neuen Schwung geben kann.

Glückliche Momente sind im Alltag selten, oder?

Vielleicht haben Sie auch schon den Eindruck gehabt, dass beglückende und Kraft spendende Momente im Alltag seltener vorkommen als die schwierigen. Besonders dann, wenn Probleme die ganze Aufmerksamkeit fordern, scheint das Leben fast nur noch aus Herausforderungen zu bestehen.

Doch selbst in belastenden Zeiten gibt es erfreuliche Dinge. Wir bemerken sie nur seltener. Das liegt daran, dass wir uns gedanklich und emotional meist länger und intensiver mit dem beschäftigen, was uns belastet, als mit dem, was uns guttut.

Da man aber nur das wahrnimmt, worauf die Aufmerksamkeit gerichtet ist, entgeht einem vieles, was schön und stärkend wäre. Genau das sollte wieder stärker in den Blick rücken. Dann lässt sich neue Kraft schöpfen.

Entscheiden, worauf man seine Aufmerksamkeit richtet

Auch wenn wir andere Menschen oder äußere Umstände nicht verändern können – eine Freiheit bleibt uns immer: Wir können entscheiden, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Davon hängt ab, ob unsere Energie schwindet oder ob wir sie erhalten und neue Kraft schöpfen.

Viele meiner Klientinnen und Klienten sagen an dieser Stelle: „Ich kann gerade an nichts anderes denken. Es raubt mir sogar den Schlaf.“ Und tatsächlich: Wenn Gedanken sich ständig im Kreis drehen, ist es nicht leicht, den Blick auf etwas Erfreuliches zu lenken.

Die eigentliche Herausforderung besteht darin, die Aufmerksamkeit im Alltag immer wieder bewusst auf das Kraft Spendende zu richten. Doch das gelingt nicht mit Willenskraft allein. Wenn das innere Kopfkino zu laut ist, hilft es, zuerst etwas zu tun, das beruhigt und entspannt.

Übungen wie die 4-6-10-Atemübung, die drei-Sinne-Kurzmeditation oder die emotionale Selbststärkung können dabei schnell wohltuend wirken.

Nur eines steht manchmal im Weg: der Zweifel, ob solche einfachen Praktiken überhaupt helfen können. Doch mit der eigenen Erfahrung stellt sich bald das gute Gefühl ein – vorausgesetzt, man belässt es nicht beim Lesen, sondern probiert sie wirklich aus.

Auch das folgende kleine Abendritual entfaltet seine Wirkung nur, wenn man es tatsächlich praktiziert. Das wird nicht schwerfallen, denn es ist eine beglückende Übung: Sie lenkt den Blick auf das Schöne und Erfreuliche im Alltag und hilft so, neue Kraft zu schöpfen.

Glückstagebuch führen und neue Kraft schöpfen

Dafür kann man ein kleines Ritual einführen – das Führen eines Glückstagebuchs. Es ist eine einfache, aber kraftvolle Möglichkeit, den Blick auf das Gute im Alltag zu richten und neue Kraft zu schöpfen.

Man besorgt sich ein schönes Notizbuch, das man gerne in die Hand nimmt. Abends, bevor man schlafen geht, lässt man den Tag noch einmal vorbeiziehen und schreibt hinein: „Ich bin glücklich, dass …“. Dabei geht es um alles, was Freude gebracht hat und woraus ein kleiner Kraftschub entstanden ist – kurze Begegnungen, kleine Zufälle, freundliche Gesten, Glücksmomente.

An manchen Tagen mag es schwerfallen, überhaupt etwas zu finden. Doch gerade dann lohnt es sich, dranzubleiben und diesen einen Moment zu entdecken, bevor man schlafen geht. Und es wird Tage geben, an denen gleich mehrere Dinge in den Sinn kommen.

Mit diesem kleinen Abendritual lenkt man die Aufmerksamkeit bewusst auf das, was stärkt und nährt, und schläft mit leichteren Gedanken ein als sonst. Mit der Zeit verändert sich der Blick auf den Alltag: Man nimmt mehr von dem wahr, was guttut, und kann daraus neue Kraft schöpfen.

 

 

Als Diplom-Psychologin, Beraterin, Coach und Supervisorin inspiriert Anna-Maria Steyer Menschen, innere Klarheit, Leichtigkeit und stimmige Lösungen auch in schwierigen Situationen zu finden.