Innere Kraft finden – wenn wir innehalten und staunen
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Innere Kraft finden – wenn wir innehalten und staunen

Viele spüren, dass ihnen im Alltag etwas fehlt: ein Gefühl von Lebendigkeit, von innerer Kraft. Wer wieder bewusst hinsieht, hinhört und innehält, kann erleben, wie sich diese innere Kraft finden und nähren lässt – ganz ohne Anstrengung.

Wenn Lebendigkeit im Alltag verloren geht

Oft bewegen wir uns durch den Alltag, ohne wirklich wahrzunehmen, was uns umgibt. Die Gedanken sind schon beim nächsten Schritt, der Blick richtet sich auf das, was erledigt werden muss. Wir funktionieren, sind meist effizient. Doch manchmal fühlen wir uns, als stünde eine unsichtbare Scheibe zwischen uns und dem Leben.

Es braucht oft nur einen bewussten Augenblick, und diese Scheibe verschwindet. Meist ist es ein Moment, der uns unerwartet berührt. Das kann beim Anblick eines blühenden Baumes geschehen, dessen Fülle uns plötzlich still werden lässt. Oder beim Geräusch des Regens, das für einen kurzen Moment alle Gedanken zum Schweigen bringt.

In solchen Augenblicken geschieht etwas: Das Leben wird wieder spürbar. Und mit diesem Gefühl kehrt auch eine Kraft zurück, die nicht von außen kommt, sondern tief in uns auflebt.

Wie Gewohnheiten die Sinne verschließen können

Wir nehmen zwar vieles wahr, doch meist eher funktional, gerade so, wie es der Alltag verlangt. Das hat einen einfachen Grund. Viele unserer alltäglichen Handlungen laufen wie von selbst. Das ist hilfreich, denn Gewohnheiten entlasten und geben dem Tag Struktur. Doch zugleich nehmen sie uns ein Stück Aufmerksamkeit. Wenn sich das Denken schon dem Nächsten zuwendet, bleibt kaum Raum, das Jetzt zu spüren.

Durch Gewohnheiten und Alltagsstress stumpft auch die Wahrnehmung leicht ab. Der Blick folgt festen Bahnen. Das, was berühren könnte, bleibt dabei oft unbemerkt: der Duft von frischem Brot, das Rascheln der Bäume, das Licht am Morgenfenster.

Mit der Zeit entsteht eine innere Müdigkeit, die weniger mit körperlicher Erschöpfung zu tun hat. Es fehlt vielmehr an Eindrücken, die uns wirklich erreichen. Und so wird auch jene Kraft, die daraus entspringt, immer seltener spürbar.

Kleine Kinder kennen diesen Zustand kaum. Sie sind ganz im Hier und Jetzt, voller Neugier und Staunen, mit weit geöffneten Sinnen. Für sie ist jeder Tag ein kleines Abenteuer.

Diese ursprüngliche Offenheit tragen wir alle in uns. Sie ist nicht verloren, sondern nur unter den Gewohnheiten des Alltags verschüttet.

Innere Kraft finden über bewusste Wahrnehmung

Das Offensein kann wieder wachsen, wenn wir beginnen, mit unseren Sinnen bewusst wahrzunehmen. Es braucht keine großen Veränderungen, sondern Augenblicke, in denen wir innehalten:

– Vielleicht beim Gehen, wenn wir den Wind auf der Haut spüren.
– Beim Öffnen eines Fensters, wenn frische Luft hereinströmt und der Atem tiefer wird.
– Beim Kaffeekochen am Morgen, wenn Wärme und Duft uns unwillkürlich lächeln lassen.

In solchen Augenblicken geschieht etwas Unspektakuläres, aber Wesentliches. Sie öffnen etwas in uns und lassen die Seele aufatmen. Wir kommen wieder in Kontakt mit uns selbst und mit dem, was uns umgibt. Und das Denken wird ruhig.

In dieser Stille entsteht ein Gefühl von Verbundenheit. Das ist der Moment, in dem wir neue innere Kraft finden.

Die innere Kraft im Alltag wiederfinden

Je öfter wir solche Augenblicke im Alltag zulassen, desto vertrauter wird dieses Empfinden. Das Leben bekommt wieder mehr Tiefe.

Diese bewussten Momente sind keine zusätzlichen Aufgaben in einem ohnehin gefüllten Tag. Sie sind vielmehr kurze Atempausen, kleine Achtsamkeitsmomente, die uns mit dem Wesentlichen verbinden.

In ihnen entsteht dann von selbst jene stille Kraft, die nicht von außen kommt, sondern aus uns selbst.

 

Als Diplom-Psychologin, Beraterin, Coach und Supervisorin inspiriert Anna-Maria Steyer Menschen, innere Klarheit, Leichtigkeit und stimmige Lösungen auch in schwierigen Situationen zu finden.