Wie liebevolle Selbstzuwendung innere Anspannung löst
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Wie liebevolle Selbstzuwendung innere Anspannung löst

Innere Anspannung entsteht oft, ohne dass wir es bemerken. Zu viele Gedanken, Sorgen oder Unzufriedenheit bauen sich auf. Lockerlassen gelingt da nicht so einfach. Dieser Beitrag zeigt, wie ein liebevoller Umgang mit sich selbst wieder Entspannung und Erleichterung bringt.

Wie Gedanken innere Anspannung verstärken

Innere Anspannung entsteht nicht aus dem Nichts. Meist sind es unsere eigenen Gedanken und Sorgen, die sie zunehmend aufbauen. Wir spielen in Gedanken immer wieder Szenarien durch, analysieren Probleme, grübeln über schwierige Situationen oder darüber, was noch alles passieren könnte.

Der Körper reagiert darauf automatisch, als stünde er unter äußerer Gefahr: Die Muskulatur spannt sich an, der Atem wird flacher, der Appetit lässt nach, der Puls ist erhöht, und alles wirkt schwer und belastend. Anzeichen wie Unruhe, Nervosität, ein Ziehen im Nacken oder Gereiztheit zeigen, wie sehr man unter Spannung steht.

Man möchte so gerne entspannen können und wieder ein Gefühl von Ruhe und Leichtigkeit spüren. Auch andere nehmen das wahr und sagen in solchen Momenten manchmal Sätze wie: „Lass doch einfach mal locker!“.

Warum Lockerlassen oft nicht gelingt

So einfach, wie es von außen klingt, ist Lockerlassen meist aber nicht. Wer innerlich angespannt ist, spürt durch solche Ratschläge oft nur zusätzlichen Druck. Es entsteht da ein neuer Anspruch: „Ich sollte mich entspannen, es geht aber nicht.“

Dass Lockerlassen unter diesen Umständen schwerfällt, ist ganz normal. Der Körper befindet sich schließlich im Stressmodus. Der Anspruch an sich selbst erzeugt weiteren Druck und verstärkt die innere Anspannung nur noch. Statt Erleichterung entsteht dadurch ein Teufelskreis: mehr Druck, mehr Grübeln, mehr innere Anspannung.

Erst wenn man diesen Mechanismus versteht, kann man auf sanfte Weise aus dem Kreis aussteigen. So wird es möglich, einen anderen, wirksameren Weg zu gehen, um innerlich entspannen zu können.

Liebevolle Selbstzuwendung: ein anderer Umgang mit innerer Anspannung

Dieser andere Weg besteht darin, nicht länger gegen die Anspannung anzukämpfen oder das unangenehme Gefühl möglichst schnell loswerden zu wollen. Beides erhöht ja nur den Druck.

Stattdessen hilft eine Haltung von Mitgefühl und liebevoller Zuwendung zu sich selbst. So wie Eltern ihr angespanntes oder weinendes Kind in den Arm nehmen, um es zu beruhigen und zu stärken, können wir es auch mit uns selbst tun.

Auch wenn es zunächst ungewöhnlich klingt: Man kann sich selbst mit Wärme begegnen und sich innerlich das geben, was man in einer anstrengenden Phase so dringend braucht.

Um das auszuprobieren, sucht man sich am besten einen ruhigen Platz, schließt die Augen und atmet ein paar Mal tief ein und aus.

1. Das unangenehme Gefühl annehmen

Zunächst lässt man die momentane Anspannung bewusst zu: das unangenehme Empfinden, die innere Enge, das Gefühl von Belastung. Anstatt diese Gefühle wegzuschieben, dürfen sie jetzt einfach da sein.

Wie viel Kraft allein schon durch dieses Annehmen entsteht, habe ich in meinem Beitrag Annehmen, was ist, und dabei Kraft gewinnen näher beschrieben.

2. Die Hände auf den Brustkorb legen

Dann legt man eine oder beide Hände sanft auf den Brustkorb und nimmt wahr, wie auch dieses Berühren einen weiteren spannungslösenden Effekt hat.

Zum einen schüttet der Körper bei Berührung das beruhigende Hormon Oxytocin aus. Zum anderen wird durch die Hinwendung zum Fühlen das Gedankenkreisen langsamer, und die Anspannung lässt weiter nach.

3. Annehmende Worte sprechen

Zum Schluss spricht man innerlich ein paar liebevolle und annehmende Worte zu sich, zum Beispiel:„Im Moment ist es wirklich schwer für dich. Es ist alles sehr anstrengend, und ich verstehe das. Ich bin an deiner Seite.“

Dieser Schritt mag zunächst ungewohnt sein, weil man selten in dieser Weise mit sich selbst spricht. Doch es wird sich gut anfühlen – und das ist entscheidend.

Man bleibt so lange bei diesen wohlwollenden Worten, bis die innere Anspannung spürbar nachgelassen hat.

Ein Weg, der es leichter macht

Wenn man beginnt, sich selbst mit mehr Verständnis und Wärme zu begegnen, verändert sich nach und nach auch der Umgang mit Belastungen allgemein.

Die Anspannung verschwindet dann nicht immer sofort, aber sie verliert an Härte. Man fühlt sich weniger ausgeliefert und findet schneller zu innerer Ruhe zurück.

Solche Momente liebevoller Selbstzuwendung sind kein schneller Trick, sondern ein Weg, der sich mit der Zeit vertieft. Und gerade in anstrengenden Phasen kann diese Haltung zu sich selbst eine verlässliche Kraftquelle sein – eine, die das Leben spürbar leichter macht.

 

Als Diplom-Psychologin, Beraterin, Coach und Supervisorin inspiriert Anna-Maria Steyer Menschen, innere Klarheit, Leichtigkeit und stimmige Lösungen auch in schwierigen Situationen zu finden.