Glücklichsein beginnt dort, wo wir aufhören zu warten
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Glücklichsein beginnt dort, wo wir aufhören zu warten

Wie oft hört man von jemandem, der nach seinem Befinden gefragt wird, den Satz: „Alles gut, soweit.“ Kaum jemand sagt einfach: „Ich bin glücklich.“ Meist scheint Glück immer ein Stück entfernt, so als würde es hinter dem warten, was noch fehlt oder besser sein könnte.

Was fehlt zum Glücklichsein?

Wir leben in einer Zeit, in der so vieles möglich ist wie nie zuvor. Gesundheit, Sicherheit, Bequemlichkeit. Vieles, wovon frühere Generationen nur träumen konnten, ist heute selbstverständlich.

Und doch bleibt das Gefühl, dass etwas fehlt. Einer der Gründe dafür ist, dass Glücklichsein oft als Ziel verstanden wird. Es erscheint als etwas, das man erst später erreicht, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Und oft sind es erstaunlich viele Bedingungen, die wir aufstellen, bevor wir uns erlauben, glücklich zu sein.

So bleibt Glücklichsein – wenn es als Ziel betrachtet wird – immer dort, während man selbst hier ist. Dieses „Hier“ ist geprägt von dem, was noch fehlt. Daraus entsteht ein Gefühl von Mangel und damit das Gegenteil von Glücklichsein.

Glücklich leben statt auf das Glück zu warten

Glücklichsein lässt sich nicht auf später verschieben Es entsteht nicht erst dann, wenn endlich alles stimmt oder alle Bedingungen erfüllt sind.

Es ist kein Ort, an dem man ankommt, vielmehr ist es eine Weise zu leben. Glücklich zu leben wiederum bedeutet, den Blick bewusst auf den Augenblick zu richten. Je mehr sich die Aufmerksamkeit vom „Dort“ ins Jetzt verlagert, desto eher kann ein Gefühl von stiller Zufriedenheit und Glück wachsen.

Dafür braucht es eine Veränderung des inneren Fokus: von dem, was fehlt oder noch nicht gut genug ist, hin zu dem, was bereits da ist und uns trägt. Denn was in den Vordergrund gerückt wird, wird besser wahrgenommen und prägt unser inneres Erleben.

Neue Gedanken für ein glücklicheres Leben

Es sind keine großen Dinge, die das Gefühl von Glück tragen. Oft sind es scheinbare Selbstverständlichkeiten, die – wenn sie bewusst wahrgenommen werden – ein stilles Gefühl von Fülle schenken.

Sie zeigen, dass Glück nicht gesucht werden muss. Es ist bereits im Alltäglichen erfahrbar, solange der Blick dafür offen ist. Solche Alltagsmomente sichtbar zu machen, verändert, wie man sich fühlt.

Eine kleine Reflexionsübung kann der Anfang sein, diesen neuen Blick im Alltag zu stärken. Dafür braucht es nur ein paar Minuten Zeit und ein Blatt Papier. Darauf kann man festhalten, was guttut und trägt, zum Beispiel:

„Ich freue mich über den kurzen Moment der Ruhe, wenn ich die Tür hinter mir schließe und alles still wird.“
„Ich bin dankbar für den Luxus, sauberes Wasser zu trinken, wann immer ich möchte.“
„Ich bin froh, dass ich Menschen um mich habe, mit denen ich lachen kann.“
„Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, Dinge zu verändern, wenn mir etwas nicht mehr guttut.“
Und so weiter.

Damit diese neue Sichtweise nicht wieder im gewohnten Alltagsgefühl verblasst, kann das Blatt an einem gut sichtbaren Ort platziert werden: am Kühlschrank, auf dem Schreibtisch oder als Foto im Smartphone.

Diese Übung kann auch zu einem kleinen Ritual am Ende des Tages werden, zum Beispiel in Form eines Glückstagebuchs.

Mit der Zeit wird dieser veränderte Blick vertrauter und entwickelt sich zu einer neuen inneren Haltung. Zufriedenheit vertieft sich, und Glücklichsein wird nicht länger in der Zukunft gesucht, sondern im Heute gelebt.

 

Als Diplom-Psychologin, Beraterin, Coach und Supervisorin inspiriert Anna-Maria Steyer Menschen, innere Klarheit, Leichtigkeit und stimmige Lösungen auch in schwierigen Situationen zu finden.