Sie machen nicht gerne Fehler? Schade
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Sie machen nicht gerne Fehler? Schade

Sie machen nicht gerne Fehler? Schade, denn vermutlich entgehen Ihnen dadurch Entdeckungen. Die könnten unter Umständen so wichtig sein, dass nicht nur Sie, sondern auch andere noch lange davon profitieren würden. Schließlich ist vieles, was heute zum Erfahrungs- und Wissensschatz der Menschheit gehört, durch Fehler entdeckt worden.

Das Paradoxe an Fehlervermeidung

Es ist selbstverständlich unerlässlich, Verschwendung zu vermeiden und Fehlhandlungen mit schwerwiegenden Folgen unwahrscheinlich zu machen. Doch darf der Fokus nicht allein auf Vermeidung liegen.

„Vermeiden“ bedeutet, dass der Blick auf das gerichtet wird, was nicht sein soll. Das engt zum einen das Blickfeld ein und schafft zum anderen Anspannung. Diese wiederum begünstigt unter Umständen gerade das, was vermieden werden sollte.

Es gibt Organisationen, in denen die Produktivität gerade dadurch erheblich leidet, weil die Mitarbeiter viel Zeit aufwenden, sich nach allen Seiten hin abzusichern und Fehler zu vermeiden. Kreative Lösungen, Initiative und Innovation sind in solchen Umgebungen kaum zu finden.

Doch es darf nicht darum gehen, jegliche Fehler zu verhindern. Vielmehr sollte lediglich eine Wiederholung desselben Fehlers nicht passieren. Das gelingt aber nur dann, wenn Arbeitsprozesse und die innere Haltung verändert werden. Qualität entsteht durch Verbesserungen und innovatives Handeln und dadurch, dass man aus Fehlern tatsächlich lernt.

Fehlertoleranz begünstigt Innovationen

„Was lässt sich aus dem Fehler lernen?“ ist eine Frage, die nicht nur helfen kann, hinderliche Bedingungen und fehleranfällige Prozesse zu identifizieren, sondern auch zur Entdeckung ganz neuer Wege und Möglichkeiten führen kann.

Diese offene, interessierte Haltung ist es schließlich, die viele so wichtige Entdeckungen der Vergangenheit ermöglicht hat. Einige Beispiele, die ermuntern, entspannter mit Fehlern umzugehen.

Penicillin

Eines der wohl berühmtesten Beispiele ist die Entdeckung des Penicillins. Alexander Fleming ließ Petrischalen mit Bakterienkulturen, die er untersuchte, auf dem Labortisch liegen, als er für ein paar Tage wegfuhr. Bei seiner Rückkehr war die Nährlösung verschimmelt.

Statt sich über diesen Fehler zu ärgern und die verdorbenen Schalen gleich zu entsorgen, schaute er genau hin und enteckte, dass die Bakterienkulturen darin verschwunden waren. Durch weitere Untersuchungen wies er schließlich die bakterientötende Wirkung der Pilze nach und ermöglichte so die Entwicklung des Penicillins.

Gummi

Auch Gummi wurde durch ein kleines Malheur entdeckt. Charles Goodyear suchte nach einer Kautschukmischung, die weniger hitze- und kälteempfindlich und daher vielseitiger einsetzbar sein sollte als das Rohmaterial.

Beim Experimentieren tropfte aus Versehen etwas von der Mischung auf die Hitzeplatte neben seinem Labortisch. Auch er schaute neugierig hin und bemerkte, dass das erhitzte Material auf einmal elastisch war. Das Prinzip der Vulkanisation, bei der durch Hitze aus einer Kautschukverbindung Gummi entsteht, war entdeckt worden.

Klebezettel

Ein Beispiel aus neuerer Zeit ist der gelbe Klebezettel, den schon fast jeder einmal für Notizen verwendet hat. Der Wissenschaftler Spencer Silver bei der Firma 3M hatte auf der Suche nach einem Superkleber eine Masse entwickelt, die zwar gut klebte, bei der die Verbindung aber leider nicht von Dauer war.

Das schien zunächst einmal ein sinnloser Klebestoff zu sein und geriet daher in Vergessenheit. Erst Jahre später erinnerte sich sein Kollege Art Fry, Mitglied eines Kirchenchors, daran, als ihm immer wieder sein Lesezeichen aus den Noten fiel.

Er holte daraufhin eine Probe dieses Klebers und bestrich damit sein Lesezeichen. Er konnte es immer wieder lösen und an einer anderen Seite der Noten befestigen. Da eröffnete sich ihm ein völlig neuer Einsatzzweck und führte zur  Erfolgsgeschichte der Post-It Klebezettel.

 

Dipl.-Psych. Anna-Maria Steyer, Beraterin, Trainerin und Supervisorin inspiriert ihre Klienten und Kunden, innere Leichtigkeit wiederzuentdecken und kraftvolle Lösungen in schwierigen Situationen zu finden

 

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