Meist neigen wir dazu, in belastenden, schwierigen Situationen des Lebens sofort etwas tun zu wollen, damit das Ganze möglichst schnell ein Ende hat. Persönliche Rückschläge, gesundheitliche Probleme, berufliche oder andere Krisen bremsen uns ja auch erst einmal aus. Doch es gibt gute Gründe, die Schwierigkeiten zu akzeptieren und bewusst langsam vorzugehen.
Durch langsames Vorgehen mehr Klarheit
In schwierigen Situationen scheint die Zeit oft zu drängen. Doch unter Stress verengt sich unser Blickfeld, und die Anspannung lässt uns glauben, sofort handeln zu müssen.
In dem Maß, in dem es uns gelingt, diesem inneren Druck zu widerstehen, zu entspannen und bewusst langsam vorzugehen, gewinnen wir Freiraum. Wir können die Lage klarer sehen, unsere Gedanken sortieren und Gefühle ordnen. So werden mehr Aspekte der Situation sichtbar, und das Denken wird ruhiger.
Wenn wir langsam vorgehen, nehmen wir auch uns selbst besser wahr und spüren eher, was wir wirklich brauchen. Wir erkennen leichter, welche eigenen Anteile vielleicht dazu beitragen, dass die Situation schwerer wirkt, als sie ist. Das eröffnet die Möglichkeit, durch kleine Anpassungen im eigenen Verhalten etwas zu verändern.
Durch kleine Schritte schneller ans Ziel
Das alte japanische Sprichwort: „Wenn du es eilig hast, mach einen Umweg“ klingt zunächst widersinnig.
Doch genau das trifft den Kern: Unter Stress neigen wir dazu, uns zu beeilen und impulsiv zu handeln. Wir wollen schnell aus der Belastung heraus und laufen Gefahr, übereilt Entscheidungen zu treffen.
Das Sprichwort erinnert uns daran, in schwierigen Zeiten geduldig zu bleiben und uns nicht von Hektik oder Angst treiben zu lassen. Mit einem bewussten, langsamen Tempo und Aufmerksamkeit für Details treffen wir klügere Entscheidungen, entwickeln tragfähigere Strategien und gelangen damit oft sogar schneller ans Ziel.
Geduld ist dabei weniger eine Tugend als eine Folge von Präsenz. Geduld wird nur dann zur Herausforderung, wenn unsere Gedanken ständig in die Zukunft eilen. Sind wir dagegen im Hier und Jetzt, nimmt der Stress ab, und die innere Anspannung lässt nach.
In schwierigen Situationen Stabilität gewinnen
Der Umgang mit schwierigen Situationen erfordert auch eine gewisse Menge an Ressourcen wie Zeit, Energie, manchmal auch Geld. Wenn wir langsam vorangehen, können wir unsere Kräfte besser einteilen. Wir vermeiden es, uns zu überfordern oder zu erschöpfen und behalten den Überblick.
Indem wir uns auf den jeweils nächsten Schritt konzentrieren, stellen wir sicher, dass wir genügend Energie für den weiteren Weg haben. Wir achten dadurch besser auf unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Durch Achtsamkeit und einen liebevollen Umgang mit uns selbst entdecken wir auch in schwierigen Situationen unsere innere Stärke.
Langsames Vorgehen schafft darüber hinaus eine stabile Grundlage für spätere Fortschritte. Anders als hektischer Aktionismus, der oft mit Tatkraft und Entscheidungsfreudigkeit verwechselt wird, führt bedachtes Handeln zu Ergebnissen, die Bestand haben.
Zugleich gewinnen wir durch bewusstes, langsames Handeln innere Stabilität. Auf ihr lässt sich aufbauen, wenn neue Herausforderungen kommen.
Aus schwierigen Situationen gestärkt hervorgehen
Nicht zuletzt bieten uns all die unausweichlichen Schwierigkeiten und Krisen immer auch die Möglichkeit, uns durch sie weiterzuentwickeln.
Wenn wir uns Zeit nehmen, die Dinge zu beobachten, können wir die Erfahrungen als wertvolles Feedback nutzen. So lernen wir, offener mit Veränderungen umzugehen, und entwickeln neue Wege, statt an alten Mustern festzuhalten.
Wer in schwierigen Situationen bewusst langsam vorgeht, wächst innerlich und handelt am Ende wirksamer und klarer.
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Als Diplom-Psychologin, Beraterin, Coach und Supervisorin inspiriert Anna-Maria Steyer Menschen, innere Klarheit, Leichtigkeit und stimmige Lösungen auch in schwierigen Situationen zu finden.
