Die Macht alter Gewohnheiten – 6 gute Nachrichten
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Die Macht alter Gewohnheiten – 6 gute Nachrichten

Viele Menschen möchten ihre Gewohnheiten ändern, z.B. regelmäßig Sport treiben, sich gesünder ernähren, ihr Arbeitspensum reduzieren, mehr Zeit mit der Familie verbringen und Ähnliches. Sie fangen mit den Änderungen an, doch nach einigen Versuchen fallen sie bald wieder in den „alten Trott“ zurück.

Kennen Sie das auch? Warum erliegt man so leicht der Macht der Gewohnheit? Und warum fällt es den meisten so schwer, sich etwas Gute, Gesunden anzueignen? Sind wir dem „inneren Schweinehund“ wirklich hilflos ausgeliefert?

Nein, Sie sind dem inneren Schweinehund nicht ausgeliefert. Wenn Sie die Prinzipien kennen und anwenden, nach denen Ihr Gehirn Gewohnheiten bildet, behalten Sie das Steuer in der Hand. Hier sind 6 ermutigende Nachrichten dazu.

1. Gewohnte Verhaltensprogramme sind überschreibbar

Das, was Sie als so machtvoll erleben, der sogenannte innere Schweinehund, ist nichts anderes als eine alte Gewohnheit. Diese wiederum ist ein durch viele vorangegangene Wiederholungen gebildeter biochemischer Automatismus.

Das heißt, physikalische und biochemische Vorgänge in Ihrem Körper wirken inzwischen in einer bestimmten, konditionierten Weise zusammen. Da sie automatisch ablaufen und Sie gar nicht darüber nachdenken müssen, kommt es Ihnen so vor, als ob Sie nichts dagegen tun könnten. Die Wiederholungen haben aber Sie gemacht. Somit haben Sie es auch in der Hand, was daraus wird.

Wenn Sie zudem noch wissen, wie das Ganze funktioniert, dann können Sie diese Kenntnisse nutzen, um sich erfolgreich von alten, nicht mehr sinnvollen Gewohnheiten zu lösen.

Das funktioniert im Prinzip wie „überschreiben“. Sie ersetzen alte durch neue Gewohnheiten und nutzen dabei den gleichen biologischen Mechanismus. Die Menschen, die eine Gewohnheit dauerhaft ändern konnten, haben es intuitiv genau richtig gemacht.

2. Gewohnheiten zu bilden ist unsere Natur

Gewohnheiten sind kein Handicap. Und der „innere Schweinehund“ ist keine unüberwindbare Instanz. Gewohnheiten sind biochemische Ablaufmuster und essentiell wichtig für unser Überleben. Wenn unser Organismus nicht in der Lage wäre, Gewohnheiten zu bilden, wären wir ziemlich hilflose Wesen.

Stellen Sie sich mal vor: Ohne Gewohnheiten könnten wir weder laufen, noch sprechen, keinen Löffel zum Mund führen oder uns in der Umgebung orientieren.

Allerdings haben wir auch eine Wahl und können entscheiden, was wir zu einer Gewohnheit werden lassen wollen und was nicht.

3. Eine neue Gewohnheit zu bilden ist einfach

Der Organismus liebt Gewohnheiten, weil alles, was automatisch abläuft, einfach schneller und effizienter ist als eine neue, bewusste Handlung. Daher ist der Mechanismus der Bildung von Gewohnheiten auch so einfach.

Durch die Wiederholung einer Handlung bekommt das Gehirn ein Signal: „Aha, hier passiert jetzt etwas Wichtiges. Wenn es nicht wichtig wäre, würde es ja nicht wiederholt werden.“ Also werden die an der Handlung beteiligten Nervenpfade im Gehirn erweitert. Sie werden dadurch stabiler und schneller.

Sie können sich das so vorstellen, als ob Sie sich entscheiden, mal einen anderen als den gewohnten Weg zu gehen und nun querfeldein laufen. Dabei knicken Sie Gräser um. Wenn Sie den gleichen Weg kurz darauf später noch ein paar Mal laufen, wird sich ein kleiner Pfad gebildet haben.

4. Gewohnheiten fühlen sich gut an

Sie werden beim nächsten Mal auf Ihrem Weg durch das Feld mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder diesen kleinen Pfad wählen. Es wird sich einfach besser anfühlen. Sie werden auch leichter und schneller vorankommen, als wenn Sie sich irgendwo daneben erneut durch das hohe Gras bewegen würden, stimmt’s?

Gewohnheiten sind im Gehirn mit Wohlgefühl gekoppelt. Das, was sich gut anfühlt, hat wiederum hohe Anziehungskraft. Diese Kopplung hat sich in der Evolution herausgebildet, weil dadurch sichergestellt wird, dass wir dem Bewährten folgen.

Aus diesem Grund fühlt sich alles Gewohnte gut und richtig an. Alles Neue dagegen fühlt sich ungewohnt und nicht richtig an.

5. Gewohnheiten entstehen durch Wiederholung

Der Organismus unterscheidet aber nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Gewohnheiten. Er ist so geschaffen, dass er alles, was wiederholt wird, zu einer Gewohnheit werden lässt.

Wenn Sie also etwas Ungesundes immer von Neuem wiederholen, wird genau dieses Verhalten zu Ihrer Gewohnheit werden. Und dann werden Sie das Gefühl haben, dass das nicht anders geht.

Manche sagen dann, ihnen fehle die Motivation für etwas Neues. Aber bedenken Sie: Am Anfang WIRD sich das Neue noch komisch anfühlen. Davon dürfen Sie sich nicht beirren lassen! Das Neue ist ja noch ungewohnt und kann sich daher noch gar nicht vertraut anfühlen.

Wenn Sie den neuen Weg, für den Sie sich entschieden haben, aber regelmäßig nehmen, bildet sich aus dem schmalen Pfad ein breiter und stabiler. Darauf können Sie sich verlassen! Es ist ein ganz einfacher Mechanismus.

Ihr Gehirn braucht lediglich ein bisschen Zeit, um eine stabile Nervenverbindung dafür herzustellen. Mit der Zeit fängt das Neue dann an, sich immer vertrauter anzufühlen. Ab diesem Zeitpunkt ist es zu einer neuen Gewohnheit geworden.

Wenn Sie allerdings schon nach den ersten Versuchen nicht mehr den kleinen Pfad durch das Feld nehmen, werden sich die Gräser nach einer Weile wieder aufrichten. Alles sieht dann bald wieder aus wie vorher. Es ist ein logischer Prozess. Aber Sie werden denken, dass es Ihnen nicht möglich ist, Ihre alten Gewohnheiten zu ändern. In Wahrheit haben Sie einer neuen Gewohnheit lediglich nicht ausreichend lange eine Chance gegeben.

6. Ein neues Verhaltensmuster ist nach 6 Wochen als Gewohnheit verankert

Sie brauchen also gar nicht gegen alte Gewohnheiten anzukämpfen. Stattdessen führen Sie das Neue regelmäßig und ohne Unterbrechungen ca. 6 Wochen lang durch. Es wird sich von Mal zu Mal für Sie immer natürlicher anfühlen und dann im Gehirn als feste Verbindung verankert sein. (s.a.  „Lösen aus dem Sog einer Gewohnheit“

Sie werden sich dadurch von innen heraus motiviert fühlen, das Neue zu tun. Die neue Gewohnheit wird Ihnen ab da auch das entsprechende Wohlgefühl geben. Alte Gewohnheiten werden dagegen mehr und mehr verblassen, wenn Sie sie nicht mehr nutzen.

Sie wissen jetzt, worauf es ankommt. Treffen Sie eine Entscheidung und fangen Sie an. Falls Sie noch zögern und nicht sicher sind, ob Sie den Willen dazu aufbringen können, hilft Ihnen vielleicht mein Beitrag Gute Vorsätze? So gelingt’s.

 

Dipl.-Psych. Anna-Maria Steyer, Beraterin, Trainerin und Supervisorin inspiriert ihre Klienten und Kunden, innere Leichtigkeit wiederzuentdecken und kraftvolle Lösungen in schwierigen Situationen zu finden